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Der Istighraq adh-dhimma
Ein Rechtsbrauch in maurischer Spielart

von Matthias Brückner


Inhalt

Einleitung
Bedingungen für das Eingehen von Bräuchen in das Recht
Die Grundlagen des Istighraq adh-dhimma
Gründe für die Aufzehrung der dhimma
Tätergruppen
Mauretanische Besonderheiten des Istighraq adh-dhimma
Fallgruppen
Blutgeldzahlungen der Krieger
Rückgabe und Ersatz von Raubgut
Handel
Teilhaberschaft (scharika) zwischen Zawaya und Kriegern bei Pferden
Geschenke
Glossar
Anmerkungen
Bibliographie


Einleitung

Im 16. Jahrhundert war die Rechtsliteratur der Westsahara noch durch die Juristen Timbuktus beherrscht (1). Zu den ältesten erhaltenen maurischen Rechtsquellen gehören die Werke Ibn al-A'masch al-Alawis (gest. 1107/1695-96) aus Schinqit. Seine Werke müssen sich u.a. auch mit einer sozialen Realität befasen, mit der sich wohl auch schon die nicht erhaltenen Urteile früherer Rechtsgelehrter auseinandersetzen mußten. Diese soziale Realität führt man der Legende nach auf den Almoravidenführer Abu Bakr b. Umar (gest. 480/1087) zurück. Als er zum Dschihad gegen die Schwarzen nach Süden zog, gelangte er in das Gebiet des heutigen Mauretaniens. Er teilte die islamische Gesellschaft der Westsahara in drei Klassen ein:
1. Die Zawaya, verantwortlich für das geistliche Wohl.
2. Die Krieger, deren Aufgabe der Schutz dieser Gesellschaft und der Dschihad ist.
3. Die Werktätigen, die für den Unterhalt der beiden Klassen sorgen sollten(2).
So einfach war das Verhältnis der drei Klassen zueinander freilich nicht. Entscheidend ist, daß die Krieger sich nicht mit dem Schutz der Gesellschaft begnügten, sondern gegebenenfalls auch die anderen Schichten ausraubten und unterdrückten. Auch die Zawaya beschränkten sich nicht auf die Sorge um das geistliche Wohl, sondern trieben viel Handel und hielten einen Großteil des Eigentums in Händen, das die Werktätigen, meist Bauern, zur Produktion benötigten. Die Letzteren sanken somit zumeist zu Hörigen hinab.
Eine nationale Identität kann man als so gut wie nicht existent bezeichnen. Entscheidend war, zwischen welchen Zawaya und Kriegern Beziehungen bestanden. Das gesamte Beziehungsgeflecht und die Machtverhältnisse waren reichlich verworren.
Wichtiges Machtmittel der geistigen Elite der Zawaya war, daß sie die Rechtsgewalt innehatten. So waren sie gehalten, das Beziehungsgeflecht der sozialen Wirklichkeit rechtlich zu ordnen. Das taten sie denn auch zu ihren Gunsten. Dazu benutzten sie den im malikitischen Recht schon angelegten Rechtsbrauch des Istighraq adh-dhimma, den sie gemäß den maurischen Verhältnissen ausgestalteten und anwandten.

Bedingungen für das Eingehen von Bräuchen in das Recht

Der Istighraq ad-dimma ist ein Rechtsbrauch. Um Rechtswirkung entfalten zu können, d.h.um in das Recht einzugehen, muß ein solcher Brauch zuerst gewissen Bedingungen genügen. Diese Bedingungen sind im folgenden aufgeführt:
1. Der Brauch darf nicht im Widerspruch zur Scharia stehen.
2. Er muß sich auf eine anerkannte Autorität stützen können, deren Meinung nicht mit dem maschhur in Einklang stehen muß
3. Gründe und Voraussetzungen für die Meinung müssen im aktuellen Fall zutreffen.
4. Er muß durch unbescholtene Zeugen (schahadat al-udul) belegt sein (nicht zwingend)(3).

Denkbar als Grundlage für das Eingehen von Bräuchen nach malikitischem Recht sind auch folgende zwei Begriffe:
1. Istihsan (Billigkeitsgedanke): Er wurde von Abu Hanifa entwickelt und ist von den Malikiten anerkannt worden. Mit ihm kann man aus praktischen (z.B. wirtschaftlichen) Gründen über den Qiyas (Analogieschluß) hinausschreiten(4). Als Grundlage dafür wird ein Ausspruch Muhammads zitiert: "Was die Muslime für gut erachten, wird bei Gott als gut gewertet."(5)
2. Istislah: Er wurde von Malik begründet(6). Man kann ihn als Berücksichtigung des Interesses und des Wohles der Gemeinschaft beschreiben. Nach der h.L. ist dieses Interesse (Maslaha)(7) Grundlage zur Schaffung neuer Normen. Der Istislah ist u.a. in der Kategorie des mal (Vermögen) anwendbar(8). Der Istighraq adh-dhimma ist aber ein vermögensrechtliches Rechtsinstitut, also unterfällt er der Kategorie des mal. Eine Anwendung des Istislah ist somit möglich.

Die Grundlagen des Istighraq adh-dhimma

Dhimma wird übersetzt als Verpflichtung (Paret), Ehre und Gewissen, bzw. Ehrlichkeit (Wehr), Verantwortlichkeit oder Bürgschaft (Juynboll), Obhut als Gewissenspflicht (Bergsträsser/Schacht) und Rechtsfähigkeit (Chafik Chehata). Alle diese Bedeutungen gehören sicherlich zum Begriff dhimma. Oßwald übersetzt den Begriff allerdings in seinem Buch, sicherlich der hier besprochenen Problematik gerecht, als Aktiva und Guthaben und definiert dhimma schließlich als den aktiven Vermögensstand an legal erworbenem Besitz.
Ein Mustaghraq adh-dhimma ist nach h.M. einer, dessen dhimma aufgezehrt ist, der also kein legales Eigentum mehr hat und deshalb theoretisch über nichts mehr verfügen darf. Dadurch, daß er in der Geschichte in vielen Fällen trotzdem verfügt hat, gelangen wir zu dem hier behandelten rechtlichen Problem, womit sich auch die maurischen Gelehrten seiner Zeit beschäftigen mußten.
Der Istighraq adh-dhimma wurde angewandt, weil die Scharia (-strafen) besonders in der Westsahara nicht umsetzbar waren(9). Es fehlte die Exekutive(10).
Die Wurzeln der Scharia entstanden in einer Zeit, in der Muhammad noch keine große Staatsgewalt innehatte, sondern noch gegen Kaufleute in Mekka kämpfte. In diesem privat geschaffenem Recht waren folglich die Ideale des ursprünglichen Islams verkörpert. D.h. alle Handlungen der Menschen wurden, auch späterhin noch, einer religiös-ethischen Wertung unterworfen(11). Diese Ideale waren aber weit zu hoch gegriffen, so daß sie kaum einmal von einer islamischen Staatsgewalt jemals in der Geschichte umgesetzt werden konnten. In Mauretanien existierte aber niemals eine einheitliche Staatsgewalt(12), so daß an eine umfassende Umsetzung des islamischen Rechts natürlich überhaupt nicht gedacht werden konnte.
Das Konzept des Istighraq adh-dhimma, das von der Malikiyya wohl schon andernorts entwickelt worden war, wurde also in der Westsahara nur zu gerne rezipiert. Da die Malikiyya die wirksame Absicht (niya) bei einer Handlung betont, verbaute sie sich nämlich den Ausweg über Kniffe (hiyal) wie die anderen Rechtsschulen(13). Ohne die Absicht als konstituierndes Tatbestandsmerkmal, war nämlich der Weg frei, um durch einen Rückgriff auf Rechtskniffe das gewünschte Ergebnis herbeizuführen. Hielt man an der Absicht strikt fest, so mußte man sich gegebenenfalls andere Lösungswege suchen; das war hier der Istighraq adh-dhimma.

Gründe für die Aufzehrung der dhimma

Als fachliche Oberbegriffe für die Aufzehrung werden tiba'at und haram gebraucht, wobei man unter haram hier illegal erworbenen Besitz versteht. Ferner gibt es die huquq Allah und die huquq al-ibad. Huquq Allah sind die Ansprüche Gottes, d.h. Leistungen die der Mensch Gott nach Maßgabe des Gesetzes schuldig ist. Hier werden die zakat, Buß- und Sühneleistungen für Vernachlässigung religiöser Gebote (kaffara und fidya) und Gelübde, Schwüre und Eide genannt. Huquq al-ibad sind Rechtsansprüche bzw. Forderungen der Menschen, die durch Eigentumsdelikte (ta'addi) entstehen können, wobei Raub/Usurpation (nahb/ghasb), Diebstahl (sariqa), gesetzwidrige Handelspraktiken (riba), die in der Praxis kaum zu vermeiden waren, Treubruch (chiyana) und Betrug (ghaschsch) genannt werden.
Neben den schon genannten erscheint noch eine ganze Reihe weiterer Unterbegriffe:
- dschibayat zulm: gesetzwidrige Steuer (z.B. Tribute, Abgaben)
- nadhr: Gelübde
- maks: gesetzwidrige Abgaben
- raschwa: Annahme von Bestechungsgeschenken
- ghulul: Unterschlagung
- itida: Amtsmißbrauch von Staatsfunktionen
- dschaur, zulm, zulamat, mazalim: Unterdrückung
- Staatsdienst als solcher (den es in Mauretanien ja bis zur souveränen Staatswerdung/Unabhängigkeit nicht gegeben hat)
- Kontaminierung durch Handel mit primären Mustaghraqu dh-dhimma oder durch Annahme von deren Lohnzahlungen und Geschenken, was allerdings noch nicht bei Einmaligkeit einer der vorgenannten Handlungen geschah, sondern bei Personen angenommen wurde, die ständig privat und/oder dienstlich Kontakt mit Mustaghraqu dh-dhimma hatten.

Tätergruppen

Bei den Tätergruppen findet man eine Dreiteilung vor:
1. Kamelnomaden (z.B. Sanhadscha und Banu Hilal) in den Quellen ab dem 11.Jahrhundert
2. Leute, die sich beim Handel gesetzwidriger Praktiken bedienen (z.B. Geldwechsler)
3. Vertreter der Staatsgewalt und sonstige Mächtige (z.B. amil, wali, hafiz: Statthalter, Gouverneur; Marktaufseher, amir (al-muslimin), dschund: Soldaten)
Allerdings müßten der letzten Gruppe noch Personen zugerechnet werden, bei denen der Verdacht besteht, wegen zu engen Kontaktes mit staatlichen Funktionären von deren Istighraq adh-dhimma infiziert zu sein. Das sind die muwaththiqun (Urkundenschreiber), dschallasun (halboffizielle Steueragenten) und eventuell auch hadschdschamun (Schröpfer), da staatliche Funktionäre sich den Luxus leisten konnten diese oft aufzusuchen, und das anscheinend auch taten.

Wenn der Eigentümer des Besitzes eines Mustaghraq adh-dhimma unbekannt war, dann übernahm der Staat die Verwaltung dieser fai treuhänderisch für die islamische Gemeinschaft. Wobei man einem Mustaghraq adh-dhimma Eigentum (milk) zuerkennen konnte, falls man damit nur den handgreiflichen Besitz (hauz) meinte(14). Besitz kann man somit auch als Nutzungsrecht definieren, während Eigentum das Recht am Gegenstand an sich ist(15). Innerhalb der Verwaltung dieser fai waren auch Almosen für die Armen vorgesehen. Nach einer anderen Meinung soll der Besitz isngesamt ohnehin als Almosen (sadaqa) gespendet werden(16). In Mauretanien war selbstverständlich nur die zweite Meinung wirklich praktikabel.

Mauretanische Besonderheiten des Istighraq adh-dhimma

Nach Muhammad b. Abi Bakr b. al-Haschim al-Ghallawi (gest. 1098/1697) ist zur Feststellung des Istighraq adh-dhimma im Einzelfall ein Gerichtsurteil notwendig(17). Nach Ibn al-A'masch(18), der im Wesentlichen den maschhur repräsentiert, gelten Arab generell als Mustaghraqu dh-dhimma, das Gegenteil muß im Einzelfall erst bewiesen werden(19). Außerdem galt nach h.M. die Prämisse, daß alle Zawaya arm seien, obwohl sie in Wirklichkeit die reichste Schicht waren. Als "Arme" hatten sie aber nun Anspruch auf die Almosen. Das war nur durch die Konstituierung dieses Brauches möglich, denn eigentlich kannte die Scharia keine Schichten(20).
Bei einem Prozeß zwischen Kriegern sollte ein Zawi eigentlich gar nicht urteilen, weil die Krieger die Scharia ja nicht anerkannten. Nur wenn es sich nicht vermeiden ließ (d.h. wenn die Krieger sonst gewalttätig werden würden), sollte man im Interesse der öffentlichen Ordnung urteilen (d.h. das zwischen den Kriegern geltende Gewohnheitsrecht anwenden).
Forderte ein Muslim (d.h. ein Zawi) etwas von einem Mustaghraq adh-dhimma, so bekam er die reklamierte Sache auf jeden Fall. Denn wie eben gesagt, waren die Krieger ja generell Mustaghraqu dh-dhimma und die Zawaya alle arm. Zudem war es ja nun gerade auch ein Zawi, der als Richter den Prozeß zu entscheiden hatte. Er war also zumindest zugunsten anderer Zawaya subjektiv vorgeprägt (allerdings gehören Richter fast überall auf der Erde der Schicht der Akademiker an), wenn nicht gar parteiisch. Für die umgekehrte Konstellation wurde die Lösung offen gelassen. Nach Scharif Himallah b. Ahmad b. al-Imam Ahmad(21) (gest. 1169/1755-56) aus Tischit aufgrund Abu Muhammad Ibn Abi Zaid al Qairawani(22) (gest. 386/996) darf man dem Mustaghraq adh-dhimma nichts zuurteilen, d.h. daß der Mustaghraq adh-dhimma so viel fordern konnte, wie er wollte, er sollte nie irgendetwas von dem bekommen, worüber der Prozeß geführt wurde. Alle Streitgegenstände sollten also auf irgendeinem Weg einem Zawi zugeurteilt werden. Ein Krieger, der zu Gericht ging, unterstellte sich folglich vollkommen der Macht der Zawaya, die in der Gerichtsbarkeit bestand. Der Machtbereich der Krieger war nun eben nur das Schwert.
Der Zustand des Istighraq adh-dhimma konnte durch Reue überwunden werden, der Reuige mußte dann aber seinen Besitz bis auf ein Existenzminimum herausgeben(23). Damit erhielt das Rechtsinstitut des Istighraq adh-dhimma seinen letzten Schliff. Wer einmal in diesem Netz gefangen war, kam nicht mehr aus ihm heraus, zumindest nicht ohne finanzielle Einbußen. Wurde jemand verurteilt, so verlor er seinen Besitz, übte er freiwillig Reue, so verlor er seinen Besitz. Eine dritte Möglichkeit gab es nicht. Nach Talib al-Baschir beinhaltet tauba aber auch, daß ein Krieger ein Sünder, aber kein Ungläubiger sei(24), was den Kriegern nur ein geringer Trost gewesen sein dürfte, wenn sie es überhaupt realisiert haben.

Fallgruppen

Betrachtet man sich die relevanten Fragen, dann bilden sich bestimmte Fallgruppen heraus, die im folgenden behandelt werden sollen. Hier werden die wichtigsten und typischsten Fälle dargestellt. Es wurden deshalb auch immer die Darstellungen ausgewählt, die den Fall am knappsten und am klarsten schildern, denn häufig wurden die Bearbeitungen mit wissenschaftlicher Gelehrsamkeit (insbesondere Zitaten) von den maurischen Juristen überladen. Diese tut hier aber nichts zur Sache. Die Fragen wurden in vielen Fällen von anderen Gelehrten im Ergebnis ähnlich beantwortet, wenngleich es auch unter den maurischen Gelehrten viele Streitpunkte gab, z.B. ob in einem bestimmten Fall der Besitz eines Mustaghraq adh-dhimma als bait al-mal (d.h. Staatsverwaltung) oder Almosen zu klassifizieren sei, zumal in ersterem auch Almosen vorgesehen waren und insbesondere wenn hinter dem bait al-mal und den Almosen die selben Personen standen.

Blutgeldzahlungen der Krieger

Die diya ist eine der wichtigsten finanziellen Rechtsangelegenheiten, die es gibt. Schon von Muhammad war die Wahlmöglichkeit zwischen Vergeltung und diya in dem Sinne vorgesehen, daß man zugunsten einer Geldentschädigung Milde walten läßt. Allerdings war damit auch festgelegt, daß nur die Verwandten die diya erhalten konnten. Ebenso war die Quote der diya festgelegt (für Tötung oder Verlust der Arme, Beine, Finger, Augen, usw.). Es gab also wenig Spielraum. Wie der Istighraq adh-dhimma diese Regelung lockern konnte, kann man an folgenden beiden Fällen sehen. Dabei geht es vor allem darum, wie man nach dem Istighraq adh-dhimma-Prinzip frei verhandelte diya in die richtigen Kanäle leitet. Man muß dabei wissen, daß nur ein hochrangiger Zawi über das nötige Ansehen verfügte, um mit den Maghafira die diya auszuhandeln. Deren Satz betrug i.d.R. 1/3 der Gesamtsumme.
 
Fall 1: Jemand wurde von einem der Maghafira widerrechtlich (zulman wa-tughyanan) getötet. Ein Verwandter forderte das Blutgeld ein (fi talabi diyatihi) und erhielt es mit Dingen aus ihrem Besitz. Gehören sie nun den Erben ?  asch-Scharif Sidi Muhammad b. Fadil asch-Scharif(25) (gest. 1160/1747): "Demjenigen, dem die Zahlung geleistet wurde und der sich der Mühe der Beitreibung unterzogen hat,..., wird durch Schätzung soviel zugemessen, als er für diese (Mühe) beanspruchen kann. Der Rest geht dann ans bait al-mal, ohne daß ein Erbe der Getöteten darauf mit der Begründung Anspruch erheben könnte, eine diya gehöre zu seinem Erbe."(26) 
Nach Talib al-Baschir (gest. 1197/1783) hat der, der die Blutgeldzahlung erwirkt hat, unter drei Aspekten Anspruch darauf: 
1. Er kann Entschädigung für seine Mühen verlangen. 
2. Er kann seinen Anteil am Almosen, das ihm als Armer zusteht, reklamieren. 
3. Er hat Anspruch auf Ersatz der Trinkgelder, die er den Führeren der Krieger zustecken mußte, wenn die Schahadat al-urf seine diesbezüglichen Angaben stützt(27)

Bei Fall 1 ist anscheinend der Verwandte ein hochrangiger Zawi. Bemerkenswert ist, daß die Widerrechtlichkeit der Tötung noch eigens erwähnt wird.
 
Fall 2: Jemand reist zu einigen dem Istighraq adh-dhimma verfallenen Maghafira, um die diya für einen Verwandten einzutreiben, der widerrechtlich getötet worden ist. Sie bezahlen ihm als diya nun einiges aus ihrem Besitz und befreien für ihn einige Leute seines Stammes von dem ungesetzlichen, hurma genannten Tribut, den sie ihnen aufzuerlegen pflegen, und zwar, wie sie behaupten, als Ausgleich für einen Teil der diya. Können die Erben des Toten nun Ansprüche gegen die Leute erheben, die als Ausgleich für einen Teil der für den Toten zu bezahlenden diya vom Tribut befreit wurden ?  al-Qasri b. Muhammad b. al-Muchtar b. Uthman b. al-Qasri(28) (gest. 1235/1819) in Walata: Die Erben haben keinen besonderen Anspruch auf die Zahlung, da diese bait al-mal ist. Auch gegen die vom Tribut befreiten Leute haben sie keinerlei Ansprüche, denn es ist Gott, der diese von Abgaben befreit hat, die sie gesetzlich als Muslime gar nicht zahlen müssen(29).

Bei Fall 2 kann man vermuten, da die Verwandten zu den Hintersassen gehören, während die vom Tribut befreiten Leute wahrscheinlich hochrangige Zawaya sind. Denn es wäre eigentlich logisch gewesen, wenn die Krieger die Verwandten des Getöteten als Ausgleich für die diya vom Tribut befreit hätten. Daß sie andere Personen als die Verwandten vom Tribut befreiten, kann also nur an einem Klassenunterschied zwischen diesen und den anderen Personen liegen. Wahrscheinlich hatten diese Zawaya nicht nur mehr Macht, sondern auch die besseren Beziehungen zu den Kriegern, dh. auch hier wieder zu den Kriegerhäuptlingen. Es dürften sich hier also die beiden Herrschereliten gegen die Hintersassen der Zawaya verschworen haben. Nur der Verwandte, der die diya erhandelt hatte erhielt etwas von ihr. Möglicherweise ist er der einzige in seiner Sippe, der noch ein gewisses Ansehen genoß, weswegen er wahrscheinlich auch mit der Aushandlung betraut wurde.
Bei beiden Fällen durchgehend ist die Linie, daß die Erben keinen Anspruch auf die diya haben. Vielmehr stehen die Zahlungen dem bait al-mal zu. Entscheidende Aufgabe des bait al-mal war, Almosen zu verteilen. Bait al-mal waren aber, mangels anderweitiger Staatsverwaltung, die Zawaya. Arme, an die die Almosen zu verteilen waren, waren aber auch die Zawaya. Das alles bedeutet, daß der erste Zawi, der seine Hand auf die Gelder legte, bait al-mal war und in dieser Funktion das Geld sich selbst als Armen zuteilen konnte. Durch Talib al-Baschir erfährt der Anspruch auf Aufwandsentschädigung eine weitere Verfeinerung. Schließlich waren es ja auch zumeist Zawaya, die die diya aushandelten. Ihre Ansprüche werden hierdurch weiter verfestigt. Schließlich kommt al-Qasri zu einer religiösen Wertung, die den Zawaya doch so sehr am Herzen lag. Alle Belastungen, die dem Islam widersprachen, konnten nach Gottes beliebigem Willen auch wieder aufgehoben werden. Daß Gottes Wille dabei meistens die Zawaya begünstigte, ist allerdings, wie man an diesem Fall sehen kann, stark anzunehmen, denn es wäre hier sicherlich auch nicht gegen Gottes Willen gewesen, wären die Verwandten vom Tribut befreit worden. Die Logik würde es eigentlich sogar gebieten, denn eigentlich sollen die Verwandten nach Gottes Willen die diya erhalten. Aber den Zawaya ging es nicht um zwingende Logik, sondern um eine Rechtfertigung ihres Tuns, und wenn man sich dabei irgendwie auf Gott berufen konnte, dann war es um so besser.

Rückgabe und Ersatz von Raubgut

Die Rückgabe von Raubgut fällt in einen ähnlichen Bereich wie die diya. Hier besteht allerdings der grundsätzliche Vorteil, daß es für die Rückgabe von Raubgut keine so starren Rahmenregelungen gibt. Andererseits dürften Verhandlungen um die Rückgabe von Raubgut wesentlich häufiger vorgekommen sein, als Verhandlungen um eine diya, denn Raub gehörte, zumindest nach Meinung der Zawaya, zum alltäglichen Geschäft der Arab.
 
Fall 1: Ein Mann begibt sich zu einigen Straßenräubern, um die Rückgabe von Sklaven zu verlangen, die sie einigen Zawaya abgenommen haben. Als er zu ihnen kommt, haben sie die Sklaven bereits an einige Schwarze verkauft. Es gelingt ihm nun, einige Stammesführer (der Räuber) dazu zu bringen, gegen diese vorzugehen, und die Stammesführer setzen die Räuber solange unter Druck, bis sie sich auf die Spur der Schwarzen heften und einige Freie von ihnen gefangen nehmen. Die Räuber weigern sich nun diese anders wieder freizugeben, als im Austausch für die Sklaven, die sie ihnen verkauft haben. Daraufhin geben ihnen die Schwarzen vier der Sklaven zurück und zahlen ihnen Rinder, Kleinvieh und Esel für diejenigen, die nicht mehr greifbar sind. Hat der Mann einen Anspruch auf Entgelt ? Wem gehören die Rinder, das Kleinvieh und die Esel ?  asch-Scharif Himallah b. Ahmad b. al-Imam Ahmad at-Tischiti (gest. 1169/1755-56): Dem Mann gebührt ein angemessenes Entgelt nach vernünftigem Ermessen (idschtihad). 
Die Rinder, das Kleinvieh und die Esel, die er als Ersatz für die bei den Schwarzen nicht mehr vorhandenen Sklaven mitgebracht hat, gehören im Verhältnis zum Wert (dieser verschwundenen Sklaven), den die Schwarzen begleichen müssen, den Herren jener Sklaven, wenn die Schwarzen Muslime und keine Mustaghraqu dh-dhimam sind. Sind sie dagegen zwar Muslime, aber zugleich auch Mustaghraqu dh-dhimam, dann gehören diese (als Ersatz gegebenen Werte) dem bait mal al-muslimin, ohne daß die Herren der verschwundenen Sklaven eigenmächtig darüber verfügen dürfen. Gehören sie aber zu den Schwarzen, die als Ungläubige beurteilt werden, dann sind diese (Werte) ebenfalls Eigentum des bait al-mal, denn sie kommen über den Besitz der Muharibun, welche ihre Führer gezwungen haben, sie herauszugeben(30)

Bei Fall 1 erscheint wieder die Frage nach dem Entgelt des Unterhändlers, die unstreitig bejaht wird. An diesem Fall kann man aber auch gut gesellschaftliche Strukturen erkennen. Es wird deutlich, daß es auch bei den Kriegern Unterschiede gibt, nämlich die Stammesführer und ihre Untertanen, die Räuber. Die Verhandlungen laufen allerdings auf hoher Ebene ab. So verhandelt unser Mann, der wahrscheinlich ein Zawi ist, mit den Führern der Krieger, bis diese ihre Macht gegen die Räuber einsetzen. Direkte Einflußnahme ist also wohl nicht möglich, aber wenn die Beziehungen stimmen, funktioniert das System.
 
Fall 2: Jemand befindet sich...unter dem Schutz von Leuten (tahta qaumin) und ist...wie einer der ihren, nur daß er über keinen dschah verfügt wie sie. Wie ist es, wenn er überfallen wird und sie bringen ihm seine Sachen kraft ihres dschah wieder zurück: Muß er ihnen dafür etwas zahlen ?(31)  Ibn al-A'masch verneint es und sagt, es wäre Tyrannei. Nach Talib al-Baschir ist Hilfeleistung für einen Mitmuslim selbstverständlich, dschah darf man sich nicht bezahlen lassen(32). Allerdings darf man sich die aufgewandte Mühe bezahlen lassen. Nach al-Qasri ist Schutzgeld legal, wenn der Empfänger mit Tapferkeit (schadsch'a) und Stärke (quwa) arbeitet und es auch andere gibt, die diesen Schutz übernehmen könnten. Auch nach ihm darf man sich allerdings dschah nicht bezahlen lassen(33)

In Fall 2 kann man eine Begrenzung in Form des dschah, gegen allzu weitgehende Versuche Geld einzutreiben, finden. Die Hintersassen sind also in einer gewissen Weise noch in das gesellschaftliche Gefüge miteingebunden, zumindest die Hintersassen der Zawaya. In mancher Hinsicht mußte man eben auf die eigene Klientel Rücksicht nehmen. Schließlich war der Übergang vom Zawayatum zu den Hintersassen, wie auch bei den Kriegern, fließend. Man wollte und mußte die Spaltung der eigenen Schichtenidentität vermeiden.
 
Fall 3:Arab rauben anderen Arab,..., eine Skalvin (chatim). Sodann kauft ein Zawi die Sklavin den Räubern ab, aber diese entläuft ihm zu den Schwarzen (sudan). Die Schwarzen ihrerseits liefern sie gegen vier Kühe (baqarat) ihrem ursprünglichen Herrn, dem Arabi, dem sie geraubt worden war, aus. Wem gehört sie ?  Talib al-Baschir (gest.1197/1783): Die Sklavin ist Eigentum des Zawi, da ein beraubter Mustaghraq adh-dhimma nicht reklamieren kann, was sich in Händen eines Zawi befindet, und die Arab sich an ihre eigenen Räuberspielregeln halten, d.h. einen Raub akzeptieren sollen. 
1. Der Schwarze, der die Sklavin aufgegriffen hat, ist ein Heide (z.B. Bambara): Der Eigentümer kann wählen, ob er die Sklavin dem Arabi überläßt oder sie zurücknimmt. Dann muß er ihm aber den Kaufpreis (vier Kühe) erstatten. 
2. Der Schwarze ist Dhimmi: Der Eigentümer, d.h. der Zawi, kann sich die Sklavin umsonst nehmen, denn was Dhimmis sich außerhalb des Gesetzes an Gütern eines Muslims aneignen, müssen sie wieder herausrücken. 
3. Der Schwarze ist Muslim 
a) Der Arabi hat ihm die Sklavin für sich selbst abgekauft. In diesem Fall darf der Zawi und Eigentümer sie sich umsonst nehmen. 
b) Der Arabi hat sie für den Zawi und Eigentümer ausgelöst. Dann erhält er das Lösegeld (vier Kühe) zurück(34).

Fall 3 macht deutlich, wie verworren die Verhältnisse in der Westsahara sein konnten. Offensichtlich kannte man sich aber. Denn obwohl es hier vier Stationen gab (beraubte Arab, raubende Arab, Zawi, Schwarze), bestand auch zwischen den letzten Personen und der ersten Personengruppe ein Kontakt. Man wußte zudem anscheinend auch, was alles geschehen war. Wir wissen allerdings nichts über die Umstände, unter denen die Schwarzen die Sklavin den Arab wieder auslieferten. Es ist also durchaus möglich, daß die Arab die Spur der Sklavin nachverfolgten und die Schwarzen dann unter Druck setzten. Aber auch der Zawi war anscheinend über das gesamte Geschehen informiert, denn er klagte ja wahrscheinlich gegen die Arab. So geht der Weg noch weiter zum Zawi, denn er erhält ja von vorneherein grundsätzlich die Eigentümerstellung zuerkannt. D.h., daß er ein unbestreitbares Recht an der Sklavin hat. Erst nachgeordnet erhält er eine Wahlmöglichkeit, wie er genau verfahren will.
Die Fälle 1 und 3 werfen ein interessantes Schlaglicht auf die Beurteilung der Schwarzen. Letztlich stand es im Belieben der Zawaya, wie sie die Schwarzen beurteilen wollten. Schwarze gab es in allen Stellungen. Im maurischen Gebiet waren die meisten wahrscheinlich Sklaven. Sie konnten aber auch Hintersassen sein, vereinzelt sogar Freie. Außerhalb des maurischen Gebiets im Süden waren sie ohnehin frei. Fall 1 dürfte also je nach der Situation unterschiedlich gelöst worden sein. Es hing dann davon ab, ob die Herren der Sklaven mächtigere Zawaya waren oder andere, die versuchten die Beute zu erlangen. In Fall 3 werden die Wahlmöglichkeiten weiter verfeinert. Auch hier bleiben die Schwarzen bei der Lösung des Falles außen vor. Hätten sie sich nicht schon vier Kühe erhandelt, hätten sie vermutlich gar nichts erhalten. Letztlich ist wieder nur die Verteilung zwischen Zawi und Arab die Frage. Hier geht es darum, ob der Zawi die Sklavin unentgeltlich erhält, oder ob er dem Arab dafür vier Kühe zahlt. Das dürfte sich schließlich also auf eine Frage der konkreten Machtverhältnisse reduziert haben. Lediglich in Fall 2 wird eine schwache Grenze gezogen, damit die Zawaya sich gegenüber ihren Hintersassen und den Schwarzen nicht zu viel anmaßen. Die Krieger hatten ja, wie wir wissen andere Machtmittel.

Handel
 
Fall: Jemand verkauft einem Schwarzen (sudani) eine Kuh (baqara) für ein bestimmtes Quantum Getreide (zar) und holt einen anderen, der ihm das Getreide abmessen soll. Der mißt nun 50 mudd (Mengenmaß) mehr ab (, als mit dem Schwarzen vereinbart war). Müssen die beiden dem Schwarzen diese 50 mudd zurückgeben ?  al-Qasri b. Muhammd al-Muchtar b. Uthman b. al-Qasri (gest. 1235/1819): 
1. Der Schwarze ist Muslim 
a) Er ist kein Mustaghraq adh-dhimma. Dann hat er dieselben Rechte und Pflichten wie alle anderen ehrbaren Muslime und muß...sein Getreide zurückerhalten. 
b) Er ist Mustaghraq adh-dhimma. Dann darf der Arme ihm seinen Besitz unter tarnenden Vorwänden und durch Diebstahl abnehmen. 
2. Der Schwarze ist ein Ungläubiger. Dann darf man ihm seinen Besitz unter Vorwänden und anders abnehmen,..., denn mit den Bambara gibt es keinen Vertrag (ahd)(35).

Der Handel, insbesondere mit den Schwarzen am Senegal, war für die Mauren eine sehr wichtige Angelegenheit. Bei der Beurteilung solcher Fälle ging es also darum, zwischen der Ausnutzung von Standesvorteilen und gesicherten Handelsbeziehungen abzuwägen. Wie ein Urteil konkret aussah, hing hier also vom Einzelfall und insbesondere von der Bedeutung der Geschäftsbeziehung ab. Wieder einmal kann man sehen, daß das Verhältnis zu den Schwarzen sehr ambivalent war.
Nach der h.M. ist riba mit einem Mustaghraq adh-dhimma erlaubt (z.B.: Talib al-Baschir (gest. 1197/1783), Ibn al-A'masch, al-Hadschdsch Ahmad b. Ahmad (929/1522 - 991/1583) und Sidi Muhammad at-Tinbukti(36) (gest. 1050/1640-41); a.A. Hadschdsch al-Hasan(37), Scharif Himallah). Die Erlaubtheit "halblegaler" (bzw. bösgläubiger) Kaufgeschäfte kann man sogar bis auf Malik zurückführen. Dieser meinte, nach Ansicht der Medinenser dürfe man ein Haus oder ein Kleidungsstück von jemandem kaufen, der diese Sachen seinerseits mit illegal erworbenem Besitz (mal haram) bezahlt hat, falls er den Verkäufer bei diesem Geschäft nicht unter Druck gesetzt hat(38). Nach Ibn Abdus mußte der Käufer sich aber bewußt sein, daß die Kaufsache mit dem Makel des Illegalen behaftet ist.

Teilhaberschaft (scharika) zwischen Zawaya und Kriegern bei Pferden

Da Sklaven und Pferde sehr wertvoll waren, konnte sich viele Leute allein keinen Sklaven oder ein Pferd leisten. So kam es oft zu Eigentümergemeinschaften. Insbesondere folgende Konstellation kam häufig vor:
Nach Talib al-Baschir ist bei der Beute von den mit dem in Teilhaberschaft einem Zawi und einem Krieger gehörendem Pferd gemachten Raubzügen zu unterscheiden:
1. Wenn die Dinge einem Muslim gehören, dann darf man sie nicht nehmen, sonst haftet man.
2. Wenn man nicht weiß, ob sie einem Muslim oder einem Gesetzesbrecher (fasiq, gemeint ist Mustaghraq adh-dhimma) gehören, dann darf man sie auch nicht nehmen.
3. Wenn die Opfer Maghafira sind, und sich unter den Raubgütern nichts befindet, was Muslimen (Zawaya) gehört, dann darf man davon nehmen(39).

Geschenke

Nach al-Qasri b. Muhammad b. al-Muchtar al-Qasri al-Idailabi (gest. 1235/1819) in Walata darf man direktes Raubgut, dessen Eigentümer bekannt ist, nicht kaufen noch als Geschenk (hiba, sadaqa) akzeptieren. Getreide z.B. verliert seine individuelle Existenz (haithu fata bi-naqlihim lahu), d.h. wird, deutlich gesagt, indirektes Raubgut, schon dadurch, daß es die Maghafira transportiert haben, und man darf also davon essen. Entsprechendes wird bei Fleisch erst durch Rösten oder Kochen bewirkt, nicht schon durch Schlachten(40). Da die Zawaya, etwa wenn sie eine Hochzeit durchführen mußten, auch öfters bei den Kriegern zu einem Gastmahl eingeladen waren und also von ihren (Raub-?) Gütern aßen, bedeutete diese Interpretation eine erhebliche Gewissensberuhigung.

Glossar

ahl at-tiba'at: Reklamanten
Arab: Banu Hassan, Maghafira, Kriegerschicht, auch lusus (Räuber), zalama (Unterdrücker) oder fussaq (Frevler) genannt
daula: Machtbereich (eines Stammesführers)
dhimma: Verpflichtung (Paret), Ehre und Gewissen, Ehrlichkeit (Wehr), Verantwortlichkeit, Bürgschaft (Juynboll), Obhut als Gewissenspflicht (Bergsträsser/Schacht), Rechtsfähigkeit (Chafik Chehata), aktiver Vermögesnstand an legal erworbenem Besitz, Aktiva, Guthaben (Oßwald)
dschah: nicht auf Waffengewalt beruhendes Ansehen, das ein Zawi in der Gesellschaft genoß
fai: herrenloses Gut
Lahma: Hintersassen
ma'ruf: Gaben, Geschenk
Marabouts: Zawiya (religiöses Zentrum, Konvent der Sufi-Bruderschaften), Zawaya, talaba
maschhur: allgemein anerkannte Meinung, h.M.
Mustaghraq adh-dhimma: einer dessen dhimma aufgezehrt/verbraucht ist, der also kein legales Eigentum mahr hat und deshalb theoretisch über nichts mehr verfügen darf, es aber trotzdem tut
nazila: Fall, Vorfall, Ereignis
nawazil: Behandlung von Rechtsfragen, Fallkompendium
riba: Wucher, Zinsnehmen, Kaufgeschäft mit gesetzwidrigen Elementen
schauka: kriegerische Potenz (eines Arab)
tauba: Reue mit anschließender hidschra, es bedeutet den Wechsel der Schichtenzugehörigkeit
tiba'at: Reklamationen

Anmerkungen

1. Oßwald: Schichtengesellschaft, Seite 11.
2. Ebenda, Seite 63.
3. Ebenda, Seite 40/41.
4. Wiedensohler: Grundbegriffe, RabelsZ, Seite 639.
5. Dagegen: Koran 30,29.
6. Baradie: Recht, Seite 80.
7. Oßwald: Schichtengesellschaft, Seite 42.
8. Wiedensohler: Grundbegriffe, RabelsZ, Seite 640.
9. Oßwald: Schichtengesellschaft, Seite 39.
10. Ebenda, Seite 262.
11. Hartmann: Religion, Seite 115.
12. Oßwald: Schichtengesellschaft, Seite 104.
13. Ebenda, Seite 195.
14. Ebenda, Seite 239.
15. Hartmann: Religion, Seite 116.
16. Oßwald: Schichtengesellschaft, Seite 207.
17. Ebenda, Seite 208.
18. Ebenda, Seite 221.
19. Ebenda, Seite 256.
20. Ebenda, Seite 109.
21. Ebenda, Seite 272.
22. Ebenda, Seite 155.
23. Ebenda, Seite 400.
24. Ebenda, Seite 391.
25. Ebenda, Seite 268.
26. Ebenda, Seite 271.
27. Ebenda, Seite 307.
28. Ebenda, Seite 313.
29. Ebenda, Seite 326.
30. Ebenda, Seite 276.
31. al-Baschir: Nawazil, Seite 32, Zeile 7-11.
32. Oßwald: Schichtengesellschaft, Seite 278.
33. Ebenda, Seite 320.
34. Ebenda, Seite 311/312.
35. Ebenda, Seite 323.
36. Ebenda, Seite 215.
37. Ebenda, Seite 221.
38. Ebenda, Seite 151.
39. Ebenda, Seite 294.
40. Ebenda, Seite 317.

Bibliographie

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Baschir, T. al-: Nawazil fiqhiya. Tischit 1227 h. (16.1.1812 - 3.1. 1813)
Bergsträsser, G.: G. Bergsträssers Grundzüge des islamischen Rechts. Bearb. u. hrsg. von Joseph Schacht. Berlin und Leipzig 1935.
Chehata, Ch.: Théorie générale de l'obligation en droit musulman hanéfite. Paris 1969.
Hartmann, R. Die Religion des Islam. Darmstadt 1992.
Juynboll, Th. W.: Handbuch des islamischen Gesetzes. Leiden und Leipzig 1910.
Oßwald, R.: Schichtengesellschaft und islamisches Recht. Wiesbaden 1993.
Paret, R. (Übers.): Der Koran. Stuttgart 1966.
Wehr, Hans: Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart. 5. von L. Kropfitsch neu bearb. u. erweit. Aufl., Wiesbaden 1985.
Wiedensohler, G.: Grundbegriffe des islamischen Rechts. In: Rabels Zeitschrift 35. Jg. (1971) S. 632.